Amoi rundumadum – fesche Fotos am Ring – Teil 2

02.06.2021

Englische Rosen, griechische Tempel, deutsche Klos und Pferde aus Spanien


Wer durch den Volksgarten schlendert, könnte meinen, hier wollte jemand angeben. Da strahlt eine weiße Miniatur-Ausgabe des Athener Theseion inmitten eines prächtigen Rosengartens, mit Blick auf das Rathaus auf der einen Seite und umgeben von griechischen Gottheiten, Sisi- und Grillparzer-Denkmälern, die zweitälteste Bedürfnisanstalt der Hauptstadt auf der anderen Seite. Tatsächlich entgeht vielen Besuchern eines der berühmtesten Klos Wiens. Das „Häusl“, wie man hier sagt, war erst das zweite seiner Art in ganz Wien. Für „nur 4 Kreuzer“ konnte nun ein Jeder und eine Jede zum Austreten eintreten -- die sehr praktische Erfindung eines geschäftstüchtigen Berliners, der damit auch die „Klofrauen“ nach Wien gebracht hat. (Lebende Legenden, die es – so wie die Hausmeister – heute kaum noch gibt). Insgesamt gibt es übrigens 13 „Bedürfnisanstalten“ in Wien, die unter Denkmalschutz stehen. Wer also mit wirklich besonderen Fotos in der Tasche heimkommen will, kann die Sisi-Statue ruhigen Gewissens links liegen lassen und bittet einen der freundlichen Parkwächter um ein Foto vor Wiens zweitältestem Klo unter Denkmalschutz!


Der Theseustempel selbst ist immer wieder Schauplatz von Ausstellungen, wie etwa Edmund de Waals „Lichtzwang“. Die neue Ausstellung „Edmund de Waal trifft Albrecht Dürer“ ist derzeit übrigens nicht im Tempel, sondern im Kunsthistorischen Museum zu sehen – darunter auch der berühmte „Haase mit den Bernsteinaugen“.
 

Der Theseustempel im Volksgarten | © WienTourismus | Christian Stemper

Ringgeschichten

Museen, Gärten, Theater, Cafés und vieles mehr steht hier eng an eng. 

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©WienTourismus | Christian Stemper

Am Ende eines gemütlichen „Spazierers“ durch den ersten „öffentlichen Garten“ der Hauptstadt steht der Heldenplatz. Nach einer Melange (sprich: Mähloonsch) im Café Meierei und einem ersten Blick auf das provisorische Parlamentsgebäude (die ehrwürdigen Hallen vis-à-vis werden gerade restauriert) wird es Zeit für den Weitwinkel bzw. die Panorama-Funktion am Handy. Was sich hier über ein paar Hundert Meter erstreckt, ist die Hofburg. Neben der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa)  und der berühmten Spanischen Hofreitschule beherbergt der große mittlere Teil – die neue Burg – die Österreichische Nationalbibliothek.

Geheime Gänge zur Palmenpracht

Von hier aus spazieren die meisten zurück und am Ring entlang bis zum Eingang des Burggartens. Der Wien-Profi und erfahrene „Flaneur“ nimmt lieber einen kleinen Gang, der sich „In der Burg“ gegenüber des Denkmals für Kaiser Franz I. versteckt. Auf den paar Metern, die man in einem der zig Hinterhöfe zurücklegt, finden sich die Spuren unzähliger Um- und Anbauten, die es hier über die Jahrhunderte gab.  Wer sich für Architekturgeschichte interessiert, sieht, wie sie hier live und in den kuriosesten Winkeln aufeinandertrifft – die schönste Abkürzung in den Burggarten und garantiert ein Foto-Souvenir abseits der Postkarten-Klischees.

Bitzinger Würstler hinter der Albertina | © Café Bitzinger

Kunst, Kultur und ein legendärer Würstler

Der Weg von der Nationalbibliothek zur Staatsoper ist nicht nur mit Museen, Kunst und Schmetterlingen gespickt. Für den kleinen Hunger gibt's legendäre österreichische Originale wie Würstl, Leberkäs und pinke Törtchen.

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©Café Bitzinger

„Versunkenes Kistl“

Zurück am Ring, vorbei an den Zwillingsmuseen und dem Burgtor: voilà! das „Grande Finale“ der hochherrschaftlichen Fotosafari: die Wiener Staatsoper. Das „Erste Haus am Ring“ gehört (und zwar völlig zu Recht!) zu den bekanntesten Opernhäusern der Welt. Die Wiener selbst waren ursprünglich – wieder mal – nicht ganz so happy mit dem ersten Projekt der Ringstraße. Weil das Niveau des Rings nachträglich um einen Meter erhöht wurde, nannten die Wiener die damalige Hofoper ein wenig „gschert“ die „versunkene Kiste“.

Alle großen Stars der Opernwelt gaben hier schon ein Ständchen. 2012 bebten die Mauern erstmals nicht durch grandiose Opernstimmen, sondern durch feinsten Electro-Sound und rund 2.400 tanzende Menschen. Für eine Nacht trafen Tradition und Moderne, klassische Musiker und weltbekannte DJs bei der „Electr.Oper“ aufeinander - das erste und (bis dato) einzige Mal in der Geschichte der Wiener Staatsoper. Übrigens hat sich sogar Tom Cruise schon mal in spektakulärer Weise vom Dach des Hauses geschwungen (bei Dreharbeiten zu „Mission Impossible 5“). 

Selbst erfahrene Selfie-Jäger wären jetzt versucht, sich mit der Oper im Hintergrund zu fotografieren – so wie Dutzende von Touristen, die sich (zum großen Ärgernis der Autofahrer und Straßenbahn-Chauffeure) schräg gegenüber auf eine winzige Verkehrsinsel drängen und genau das versuchen. Stattdessen schlagen wir vor, ruhig weiter zu schlendern.
 

Karlsplatz

Die vielen Gesichter des Karlsplatzes

Christkindlmarkt, Barmeile, Bühne für „Buskers“, Kino unter Sternen. Der Platz vor der Kirche ist mal Ruheort, mal Bühne für Exzentriker, mal Jahrmarkt für die ganze Stadt.

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Die richtigen Umwege

Und zwar am besten in der Akademiestraße rechts abbiegen. Vorbei am Stadtkino Wien im Künstlerhaus und dann auf Höhe des Musikvereins durch die Fußgängerunterführung – wo, mit ein wenig Glück, gerade einer der vielen Musikstudenten, die sich hier tummeln, ein Gratiskonzert gibt. Die Unterführung mündet direkt im Resselpark, gleich bei der Karlskirche. Hier tummeln sich in den warmen Sommermonaten vor allem Einheimische, die sich einen Drink an einem der Stände besorgen, um sich dann genüsslich, mit den Flaneur-Füßen im kühlen Brunnenwasser, den spektakulären Sonnenuntergang über der Kuppel der Kirche anzusehen. Spätestens jetzt ist Selfie-Time – Wien-Style.
 

Hotels: Hotel Rathauspark Wien, Hotel Europa Wien, Hotel Ananas

Autor

Ronni

Gebürtiger Simmeringer und leidenschaftlicher Jung-Fiaker mit einer Schwäche für Literatur und Hinterhof-Geschichten. Er liebt es den Fremden die Stadt zu zeigen und Ihnen auch mal Geschichten zu erzählen, die nicht jeder kennt. Ronni weiß, dass Wien ein Dorf ist. Und das gefällt ihm mindestens so gut wie sein Beruf.
 

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