In Wien hat Theater immer Saison. Seit jeher.

Bei den Sprechtheatern in Wien steht selbstredend das Burgtheater – oder „die Burg“, wie wir Theateraffinen gerne sagen und damit beileibe nicht die nahe Hofburg meinen, auch im 21. Jahrhundert an erster Stelle. Zum Theater gehören zudem seit Jahr und Tag in Wien auch die kleinen und großen Skandale, wie sie schon Karl Kraus, Friedrich Torberg und Hans Weigel zu ihrer Zeit immer wieder genussvoll thematisierten.

Ein kleiner Theaterskandal geht sich immer noch aus, egal an welcher Bühne. Heutzutage hat man zwar keine Adele Sandrock, die sich für eine Erstaufführungsrolle den jungen Schreiberling Arthur Schnitzler angelt, keine Helene Odilon, die den Publikumsliebling Girardi ins Irrenhaus bringen will und keine Katharina Schratt, die man halt engagiert, weil das der Kaiser so will. Heutzutage hat man statt Tumulten und Boykotten handfeste Finanzskandale, Subventionsdiskussionen und die üblichen Nachfolgerdebatten. Tut dem Kulturgenuss aber keinen Abbruch, schon gar nicht in der Theaterstadt Wien. Dennoch muss man zugeben: Theater ist auch Geschmackssache.
 

„A Theater muss sein“ – in Wien 

Dem Burgtheater haftet manchmal noch immer der Nimbus des k.u.k. Hoftheaters „an der Burg“ an. Dazu braucht man nur durch die beiden Wandelgänge mit den Bildern der Hofschauspielern von anno dazumal, der Kammerschauspieler und der aktuellen Stars zu spazieren. Aber das Burgtheater – das sind nun mal seine Schauspieler.

Heutzutage gibt es zahllose Theaterbühnen in Wien und zwar in allen Bezirken, für Kinder jeden Alters und in jedem Genre. Nirgendwo scheint der Menschenschlag der vielzitierten Abonnenten so berühmt zu sein wie in Wien. Außer vielleicht in München. Da wie dort spricht man nämlich davon, dass wirklich gute Abo-Theatersitze sogar vererbt werden können.